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Maisenbacher Diamonds
B.V.B.A.
B-2018 Antwerpen
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Warum
werden Rohdiamanten überhaupt bearbeitet?
Diese Frage ist ganz einfach zu beantworten: Weil ein Rohdiamant
nicht die Brillanz hat, die durch das Schleifen erst ermöglicht
wird - er sieht einfach nicht so toll aus. Rohdiamant besitzt eine
natürliche Reflexion von nur 17%. Durch das Anlegen von Facetten
(Schleifen) erhält er aber ein vielfaches: das Leuchten und Funkeln
wird verstärkt - das berühmte sogenannte "Feuer" des Diamanten
entsteht
Hier sei noch einmal der bemerkenswerte Ausspruch von G.
F. Herbert Smith wiederholt: "A rough diamond [...] is no
more attractive to the eye than a piece of washing-soda."
(Ein ungeschliffener Diamant ist ansehnlich wie ein Stück Soda.).
Und wenn Sie sich nebenstehende Abbildungen anschauen, werden Sie
ihm wohl Recht geben...
Nach
dieser kleinen Einstimmung müssen wir uns, bevor wir die gegenwärtigen
Bearbeitungstechniken betrachten, der Historie
zuwenden.
Schon zur Zeit von Cellini war die Bearbeitung von Diamanten in
4 Schritte unterteilt:
- das Spalten
des Rohdiamanten
- das Reiben
der gespaltenen Teile
- das Schleifen
und
- das Polieren
der Facetten
Mitte
des 17. Jahrhunderts kam das Sägen des Rohdiamanten hinzu. Man hatte
sich zuerst mittels eines feinen Eisendrahtes, der mit durch Öl
gebundenes Diamantpulver beschichtet war, an diese schwierige Aufgabe
herangewagt. Das war aber noch eine sehr mühselige und zeitaufwendige
Technik (oft mehr als einen Monat).
Erst zur Jahrhundertwende war mit der Erfindung eines dünnen,
rotierenden Sägeblattes aus Phophorbronze der wesentliche Durchbruch
in der Diamantbearbeitung gelungen. Hiermit gelang es, selbst nicht
ganz optimal geformte Rohsteine mit geringstem Schleifverlust so
zurechtzusägen, daß man auch aus ihnen noch (von den Proportionen
her) ansehnliche Steine herstellen konnte. Hieraus ergeben sich
folgende Schritte in der heutigen Diamantbearbeitung. (zur Bezeichnung
der einzelnen Flächen eines geschliffenen Diamanten s. hier)
1. das Markieren
Jeder
Rohdiamant ist einzigartig. Deshalb muß jeder Stein sorgfältig untersucht
werden, wie er mit dem geringsten Gewichtsverlust und der größten
Reinheit auf die günstigste Weise bearbeitet werden kann. Mit einer
Tuschefeder wird angezeichnet, in welcher Richtung der Diamant gespalten
oder zersägt werden soll.
Das Markieren erfordert große Erfahrung und hat als erster
Bearbeitungsgang zu gelten.
2. das Spalten
oder Sägen des Rohdiamanten
Das
Spalten findet dann statt, wenn aus einem Stein zwei oder
mehrere Stücke gewonnen werden sollen, um Einschlüsse oder Unregelmäßigkeiten
zu beseitigen.
Ein roher Stein, der gespalten werden soll, wird mit einem
schnelltrocknenden Kitt auf dem Ende eines hölzernen Halters (Doppe)
befestigt. Mit einem anderen, scharfen Diamanten, der auf einem
kleineren Halter befestigt ist, wird eine Kerbe gesetzt und der
Stein mit einem kurzen Hammerschlag auf diese Klinge gespalten.
Diese Bearbeitung findet parallel zur Wachstumsrichtung des Kristalls
statt.
Mit
dem Sägen wird der Rohdiamant entgegen seiner Wachstumsrichtung
geteilt. Vor dem Sägen wird er wie beim Spalten befestigt. Die Doppe
wird auf eine Sägemaschine montiert. Der Diamant wird gegen die
mit großer Geschwindigkeit (15.000 bis 17.000 Umdrehungen pro Minute)
drehende, senkrecht stehende Scheibe geführt und sehr langsam durchgesägt.
Die hauchdünne Scheibe (0,04 bis 0,2 mm) aus Phosphorbronze (auch
andere Materialien kommen neuerdings zur Anwendung) ist mit einer
Mischung aus Öl und Diamantenstaub beschichtet. Während des Sägens
erneuert sich diese Beschichtung laufend aus dem Sägeschnitt.
Das Sägen von Diamanten geschieht sehr langsam, 2 mm pro
Stunde im günstigsten Fall. Es kann Tage, manchmal sogar Wochen
dauern, bis ein großer Stein durchsägt ist. Das ist unter anderem
auch abhängig von der Richtung des Schnittes.
3. das Rundieren
oder Reiben der gespaltenen Teile
Die
dritte Stufe der Bearbeitung besteht darin, die Grundfläche des
zersägten (oder gespaltenen) Rohdiamanten rund zu machen,
d.h. die Rundiste anzulegen, wodurch der Stein mehr oder weniger
die Form eines geschliffenen Diamanten erhält. Zuvor wird der zurechtgesägte
Diamant erneut mit Hilfe einer Doppe auf einer Reibmaschine aufgekittet.
Der rohe Stein wird mit einem anderen Diamanten, der auf einem langen
hölzernen Reibhalter befestigt ist, gerieben, wodurch der Diamant
die gewünschte, abgerundetete Form erhält. Der dabei anfallende
Diamantstaub wird abgesaugt und sorgfältig in einem kleinen Behälter
gesammelt, um später beim Sägen oder beim Schleifen wiederverwendet
zu werden.
4. das Schleifen
Beim
Schleifen von Diamanten legt man die Facetten an den Stein
an. Dies geschieht mit einer Schleifzange mit verstellbarer Doppe.
Der geriebene Stein wird in die verstellbare - in einem ganz bestimmten
Winkel eingestellte - Doppe eingebettet und mit Hilfe der Zange
auf die Schleifscheibe gedrückt. Diese ist eine sich waagerecht
drehende gußeiserne Scheibe, die mit einer Mischung aus Öl und Diamantstaub
beschichtet ist. Auf diese Weise bekommt man eine Facette mit einer
bestimmten Form. Das Schleifen von Diamanten verläuft in zwei Stufen:
zuerst findet das Kreuzwerk statt. Sowohl auf dem Oberteil (Bereich
oberhalb der Rundiste) als auch auf dem Unterteil (Bereich unterhalb
der Rundiste) schleift man die ersten vier Ecken. Danach fängt man
zu brillantieren an. Durch das dauernde Verstellen der Doppe, werden
hierbei die anderen Facetten auf die Kanten der ersten vier Facetten
aufgebracht.

Eine gelungene Studie der verschiedenen Stufen eines
Schliffes
5. das Polieren
der Facetten
Während
des Schleifens jeder der mit geometrischer Genauigkeit angelegten
Facetten muß der Stein mit der Lupe mehrfach überprüft werden. Dieser
Überprüfungsvorgang ist ausgesprochen zeitintensiv, er dauert länger
als der eigentliche Schleifvorgang. Liegt die Facette richtig, dann
wird sie im gleichen Arbeitsgang, aber auf einer anderen Umlaufspur
der Schleifscheibe poliert.
Der
Schliff, der bei Diamanten am häufigsten verwendet wird, ist der
Brillantschliff. Dieser hat insgesamt mindestens 57 Facetten: die
Tafel, 32 Facetten auf dem Oberteil und 24 Facetten auf dem Unterteil.
Es gibt aber auch noch viele weitere moderne Schlifformen.
Auch im Diamantgewerbe ist die Entwicklung neuer Technologie
zur Produktivitätssteigerung unentbehrlich geworden. Eine Verwirklichung
auf diesem Gebiet ist die Entwicklung der automatischen Schleifmaschine.
Der Computer spielt hier eine wichtige Rolle. Die Merkmale, die
Abmessungen und die Form des Rohdiamanten und auch die des zu schleifenden
Steines, den man als Resultat bekommen will, speichert man in den
Computer. Das Resultat ist ein bestmöglicher Schliff mit Minimalverlust,
wenn man alle Einschlüsse berücksichtigt.
Man hat damit begonnen, ein Stroboskop beim Rundieren zu
verwenden. Der zu reibende Rohstein wird mit sehr kurzen Lichtimpulsen
beleuchtet. Auf diese Weise bekommt das Auge den Eindruck, daß der
Stein an einer Seite unaufhörlich beleuchtet wird und stillsteht.
Diese Technik ermöglicht eine Kontrolle des Rundierens, wobei die
Maschine nicht ausgeschaltet werden muß. Dadurch verkürzt sich die
Bearbeitungszeit in diesem Arbeitsschritt erheblich.
Diamanten von 0,01 bis 10 Karat (Phantasieschliffe inbegriffen)
können mit der automatischen Reibmaschine "Super Bruter"
bearbeitet werden. Die Resultate mit diesem Apparat sind sehr befriedigend.
Die Vorteile sind unter anderem eine höhere Produktivität, eine
perfekte Rundiste und Gewichtsgewinn.
Auch der Laser wird mehr und mehr in die Produktion einbezogen:
Beim Spalten: Durch die Anwendung des Lasers für das Ritzen
der Kerbe hat man auch hier die modernste Technologie eingeführt.
Beim Sägen: Eine neue Technik ist entwickelt, bei der Diamanten
mit Hilfe von Laserstrahlen zersägt werden. Hierdurch wird eine
gegenüber dem herkömmlichen Sägen viel bessere Ausbeute des Rohstoffes
erzielt.
Fazit:
Die seit nahezu 500 Jahren unveränderte Technik des Diamant-Bearbeitens
ist in jüngster Zeit deutlich in Bewegung geraten. Zu erwarten ist
weiter fortschreitender Einfluß der Technik.
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Drei
Rohdiamanten

Rohdiamanten

fertige
Brillanten

Markieren
mit Tusche

Spalten
eines Rohdiamanten

Sägen
eines Rohdiamanten

Rundieren

fertig
rundiert

Schleifen
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