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Maisenbacher Diamonds
B.V.B.A.
B-2018
Antwerpen
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Im
Kapitel "Historische Diamanten" können Sie sehen, daß
gerade Diamanten schon sehr lange bekannt sind. Aber daraus zu folgern,
daß sie auch schon so lange einer Bearbeitung unterzogen werden,
ist allerdings ein Trugschluß. Denn gerade in Indien, woher
die frühesten Diamanten stammen, ist lange Zeit keine Bearbeitung
der Steine erlaubt gewesen (man sagte, dann ginge deren Wirkung
als Talisman oder Amulett verloren). Also durften sie noch nicht
einmal poliert werden. Das war bis ins 14. Jahrhundert so.
In Europa hingegen bemühte man sich bereits ab dem 13. Jahrhundert,
die Wirkung des Diamanten durch Polieren zu erhöhen. Mehr als das
Polieren der natürlichen Flächen war aber auch nicht drin; man hatte
noch keine Möglichkeit gefunden, diese harten Steine weitergehend
zu bearbeiten.
Historisch gesichert ist die Entwicklung der Diamant-Bearbeitung
leider nicht. Man nimmt an, daß zuerst in Venedig das über
das bisherige Polieren hinausgehende Schleifen, das formgebende
Bearbeiten, von Diamanten üblich wurde.Im 15. Jahrhundert,
genauer (wenn man hier überhaupt von genau sprechen kann) um
1456 oder 1476 herum, soll ein gewisser Lodewijk van Berquem das
Diamantschleifen mit Hilfe von feinem Diamantstaub entdeckt haben.
Erste Beschreibungen findet man 1568 in den Aufzeichnungen
des berühmten Goldschmiedes Benvenuto Cellini.
Von Venedig gelangte das Wissen um diese Technik in die Niederlande.
Von hier aus auch nach Indien, wo man sich dem Druck der Nachfrage
schließlich beugte. (s. hierzu auch von Tavernier überlieferte
Aufzeichnungen.)
Entwicklung vom Spitzstein zum modernen Brillantschliff
Die ersten, nur polierten Steine nannte man, nach der Steinform,
Spitzsteine. Dieses erste Glied in der Reihe von Entwicklungen
wird mit der Entdeckung des Schleifens mit Diamantstaub zum Dickstein
(auch Tafelstein genannt) abgewandelt (Mitte des 16. Jahrhunderts).
Dazu wurde einem Diamanten in Oktaeder-Kristallform die obere Spitze
zu einer großen ebenen Fläche abgeschliffen (Tafel), und die untere
zu einer kleineren (Kalette).
Mit der fortschreitenden Möglichkeit des Schleifens gab man
den Steinen auch mehr und mehr Facetten, die das Lichtspiel, die
optische Wirkung also, vermehrten. Den ersten Schritt hierbei stellt
das sog. einfache Gut dar. Hierbei werden den natürlichen
Facetten künstliche hinzugefügt. Die vier seitlichen Kanten des
Ober- und Unterteils des Dicksteins werden zu je einer Facettenfläche
abgeschliffen. Dieser Stein besitzt also mit Tafel und Kalette insgesamt
18 Facetten.
Als nächstes folgte logischerweise das zweifache Gut;
hierbei legte man weitere Facetten über den seitlichen Kanten an.
Es entstanden 34 Facetten und ein gerundeter Grundriß (Rundiste).
Der Entwurf dieses Schliffs wurde dem französischen Kardinal und
leitenden Minister Ludwigs XIII Jules Kardinal Mazarin zugerechnet
(um 1650). Aus diesem Grunde wird er auch Mazarinschliff genannt.
Dieser Schliff wird folgerichtig Ende des 17. Jahrhunderts zum
dreifachen Gut weiterentwickelt. Der angebliche Erfinder
hiervon soll Vincenzio Peruzzi aus Venedig sein ("Peruzzi-Schliff");
allerdings muß man hier anmerken, daß es in Venedig nie einen solchen
gab. Wie dem aber auch sei, dieser Schliff kommt dem heutigen Brillantschliff
mit seinen mindestens 58 Flächen (Facetten) schon ziemlich nahe.
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Spitzstein

Dick- oder Tafelstein

Einfaches Gut

Zweifaches Gut (Mazarin-Schliff)

Dreifaches Gut (Peruzzi-Schliff)
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