Infos
Materialkunde
Entstehung
Vorkommen
Förderung
Bearbeitung
Graduierung

Historische Diamanten
Einleitung
Koh-i-Noor
Blaue Hope
Cullinan
Schah
Großmogul
Florentiner
Sancy
Regent
Übersicht

Lehrgänge
Verwendung

Copyright by
Maisenbacher Diamonds
B.V.B.A.
B-2018 Antwerpen

 
Diamantvorkommen

Mag die Entstehung der Diamanten noch weitgehend im Dunkeln liegen, so weiß man doch eines sehr genau, wo sie auf der Erdoberfläche vorkommen: in Kimberlit, einem Gestein, das nach der südafrikanischen Stadt Kimberley benannt ist, wo es im Jahre 1880 erstmals bestimmt wurde.

Kimberlit ist das heterogene Produkt einer chaotischen Entstehungsgeschichte, denn bei ihm handelt es sich um das Gestein, das explosionsartig durch die Pipes aus dem Erdmantel nach oben befördert wurde. Neben erstarrtem Magma unterschiedlicher Zusammensetzung enthält Kimberlit Gesteinsfragmente, die er auf seiner vehementen Reise mitgerissen hat.

Lagerstätten von diamantführendem Kimberlit, die man in Afrika, Brasilien, Indien, Australien, Nordamerika und Sibirien gefunden hat, kommen nur in den ältesten und stabilsten kontinentalen Gebieten vor, weit weg von den unruhigen Zonen, in denen die starren Platten, aus denen die Erdkruste besteht, sich voneinander entfernen, aneinander entlangschrammen oder zusammenstoßen. Die Kruste ist unter diesen alten, ungestörten kontinentalen Plattenteilen, den sogenannten Schilden, am dicksten, und ihr Gewicht erzeugt Drücke, die hoch genug sind, um in den oberen Bereichen des Mantels - dem Herkunftsort des Kimberlit - Diamanten entstehen zu lassen. Viele Kimberlit-Vorkommen wurden vor 70 bis 150 Millionen Jahren gebildet; es wurden allerdings auch solche gefunden, die bis zu 1,2 Milliarden Jahre alt sind.

Weil das Kimberlit wahrscheinlich große Mengen festen Gesteins enthielt, schoß es nicht wie flüssige Lava aus den Spalten in der Erdoberfläche. Vielmehr führte der Druck des aufsteigenden Magmas wahrscheinlich dazu, daß sich das Oberflächengestein nach oben wölbte und dann im Zentrum zusammenbrach, als die das Kimberlit treibenden Gase entwichen waren. In dem so entstandenen Krater erstarrte es zu einer Gesteinsablagerung mit einem Durchmesser von einigen hundert Metern bis 1,5 Kilometern. Hier waren die primären Vorkommen von Diamanten entstanden, d.h. die Diamanten befinden sich an dem Ort, an dem sie ursprünglich an die Erdoberfläche gelangten (Ggs.: sekundäres Vorkommen).

Wie jede andere Gesteinsart auf der Erdoberfläche wurden auch diese Krater von Wasser, Wind, Eis oder Chemikalien in der Atmosphäre angegriffen. Dadurch werden sie abgeflacht und abgetragen, und es entsteht der sog. yellow ground (engl.: gelbe Erde). Dabei handelt es sich um den durch o.g. Einflüsse verwitterten Kimberlit, in dem die ersten Diamanten aus primären Vorkommen in Südafrika gefunden wurden. Den darunter befindlichen nicht verwitterten Kimberlit, blue ground (engl.: blaues Gestein), erkannte man erst später als diamantführend.

Schwerkraft, Wind und Wasser führen die Bruchstücke der Krater weg und lagern sie oft über große Entfernungen als Sedimente in Flußbetten, Schwemmlandebenen und auf dem Meeresgrund ab. Während Gestein durch den langsamen Prozeß der Erosion abgetragen wird, bleiben die viel härteren Diamanten, die auch durch das sehr lang andauernde Rollen und Schieben nicht zerrieben werden, unbeschädigt und werden langsam stromabwärts gespült. Dort sammeln sie sich nach und nach in den sogenannten Seifenlagerstätten an.

Diese sekundären Vorkommen sind meist ergiebigere, konzentriertere Lagerstätten als die primären Vorkommen, weil dort schon ein Ausleseprozeß stattgefunden hat: Das die Diamanten umgebene Gestein, weil weicher und leichter, wird weiter fortgewaschen, die Diamanten bleiben aber zurück.

Weltweite Verteilung der Diamantvorkommen

Einen Überblick über die weltweiten Diamantvorkommen erhalten Sie hier: Übersicht.

Historisch betrachtet, sind Diamantvorkommen in  Indien die ersten gewesen, die ausgebeutet wurden. Von hier stammen auch die meisten der historischen Diamanten. Die dortigen Hauptvorkommen sind vorwiegend in den östlichen Landesteilen zu finden. Bis zur Entdeckung der ersten Diamanten in Brasilien versorgte allein Indien den Weltdiamantbedarf; man schätzt, daß dort bis zu diesem Zeitpunkt 30 Millionen Karat Rohdiamanten gefördert worden waren.

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurden dann die brasilianischen Diamantvorkommen entdeckt. Diese waren hauptsächlich in der Nähe von Flüssen anzutreffen (sekundäre Vorkommen). Die dortigen Funde waren so ergiebig, daß der Handel aus Indien fast völlig zum Erliegen kam. Die in dieser Zeit aus Brasilien in Europa eintreffenden Mengen betrugen etwa das zehnfache der indischen Produktion.

Beinahe 150 Jahre war Brasilien der Welt-Hauptlieferant für die aber auch ständig zunehmende Diamantennachfrage. Nach 1850 erschöpften sich langsam die dortigen Diamantvorräte - der Handel kam abermals fast zum Erliegen. Aber zum Glück wurden gerade in dieser Zeit die ersten Funde in  Südafrika gemacht  ausführliche Story der ersten Diamantfunde in Südafrika. Diese waren deshalb so bedeutend, weil sie die ersten primären Diamantvorkommen waren, die entdeckt wurden (vorher kannte man nur sekundäre), und weil sie zum einen ausgesprochen ergiebig waren (bereits bis 1880 ließen die südafrikanischen Funde die Rohdiamantproduktion auf drei Millionen Karat ansteigen), und zum anderen den Grundstein legten für die noch heute andauernde weltweite Machtstellung des De Beers-Konzerns. In dieser Zeit erreichte der Diamant einen Anteil von mehr als 80% des weltweiten Edelsteinumsatzes (deshalb wurde er auch "König der Edelsteine" genannt). Das barg natürlich Gefahren für den Preis, so daß besondere wirtschaftspolitische Maßnahmen notwendig wurden, um die relative Seltenheit des Diamanten zu erhalten, auch wenn von der Gesamtförderung durchschnittlich nur ein Viertel für Schmucksteine geeignet waren. Eine zentrale Verkaufsstelle für den größten Teil der südafrikanischen Rohdiamanten wurde gegründet, um Angebot und Nachfrage über eine Anpassung der Fördermenge einander anzugleichen. Der Vorläufer der heutigen Central Selling Organisation von De Beers war gegründet worden.

Bis zur Gegenwart brachte das 20. Jahrhundert weitere Entdeckungen afrikanischer Diamantvorkommen (die zur Zeit 13 diamantproduzierenden Länder Afrikas stehen mit ca. 70% an der Spitze der Diamant-Weltproduktion). Der Anteil der Diamanten mit Edelsteinqualität ist in Namibia außergewöhnlich hoch, er beträgt 90-95 % (vorwiegend sekundäre Vorkommen aus den Pipes von Südafrika). Siehe auch: Beispiel für Bedeutung der Diamantenproduktion in der Dritten Welt

Mittlerweile hat sich  Rußland zu einem der größten Diamantproduzenten entwickelt. Erst ab 1949 wurden die dortigen Vorkommen ernstzunehmend abgebaut. Umfangreiche alluviale Vorkommen in Sibirien, später auch diamantführende Pipes, lassen Rußland bald an einen der obersten Plätze in der Weltrangliste der Diamantlieferanten aufsteigen.

Auch China gehört nun zu den bedeutenden Diamantländern. Die ersten Lagerstätten (vorrangig alluviale) werden ab 1940 entdeckt, später gelingt dann der große Durchbruch mit der Entdeckung mehrerer Kimberlitschlote.

Als beinahe spektakulär sind die Vorkommen in Australien zu nennen: Seit 1986 ist die dortige Argyle-Mine im Nordwesten des Kontinents in Vollproduktion und 1994 wurden bereits 39 Millionen Karat gefördert. Das entspricht etwa einem Drittel der Weltproduktion, der erste Platz. Relativierend muß allerdings angeführt werden, daß der wertmäßige Anteil kaum ein Zehntel davon beträgt. Denn nur 5% der Gesamtproduktion sind Diamanten mit guter Edelsteinqualität (Schmucksteine), 45% mit minderer Schmuckqualität und 50% Industrieware.

In Nordamerika wurden mehrere Funde gemacht, darunter auch Pipes, aber keiner von großer Bedeutung. Für die Zukunft ist jedoch in Kanada mit einer großen Diamantproduktion zu rechnen.

 

 


Rohdiamant in Kimberlit

Zeichnungen aus: Edelsteine und Schmucksteine: alle Edel- und Schmucksteine der Welt, Walter Schumann, 10. , neubearb. Aufl., München, Wien, Zürich: BLV, 1995